Wasserturm aus Laser-Cut-Bausatz
In meinem kleinen BW fehlte noch ein typisches Element: der Wasserturm!
Nach einer Recherche im Internet bezüglich des Aussehens, aber auch der Preise, entschied ich mich für den Bausatz der Firma Zapf:
Dieser Bausatz besteht aus lasergeschnittenen Kartonplatten verschiedener Stärke. Mit unter 80 Euro ist er recht preiswert im Vergleich zu anderen Wasserturm-Modellen in 1:32 .
Nach erhalt habe ich zunächst mal den Inhalt gesichtet: war entsprechend dem Übersichtsblatt der Anleitung alles vorhanden; lediglich die Fensterfolie fehlte - dazu später mehr.
Warum nun diese Beschreibung?
Wäre es ein üblicher Kunststoffbausatz gewesen, hätte man aus Erfahrung mit solchen Bausätzen kein Wort darüber verloren. Aber dies war mein erstes Lasercut-Vorhaben und ich habe den Aufbau des Wasserturms sehr vorsichtig gestartet und für alle, die ebenfalls auf diesem Gebiet Neuland betreten, dokumentiert. Das ergab über 30 Detail-Darstellungen, die aber in ihrer Reihenfolge auch die sinnvolle Vorgehensweise beschreiben.
Sichtung des Inhalts
Also erstmal Karton aufmachen und Überblick über den Inhalt verschaffen. Es konnten alle Teile gemäß dem Übersichtsblatt der Anleitung identifiziert werden, bis auf die Fensterfolie - sie fehlte. Das war nicht weiter tragisch: Fensterfolien schneide ich immer aus Prospekthüllen heraus, entweder Klarsicht oder leicht gebrochen, wie hier verwendet.
Erster Eindruck
Von der Präzision von Lasercut hatte ich schon gelesen, war aber überrascht, wie exakt die Teile im Karton geschnitten waren. Nacharbeit und Entgraten oder Anspritzungen entfernen war nicht erforderlich. Das Herausbrechen der einzelnen Teile erfolgte nahezu rückstandsfrei und ging ganz leicht.
Vorbeitung der Fenster
Ich folgte dann der Reihenfolge auf dem Anleitungsblatt, wobei mir die Anleitung zunächst etwas dürftig erschien. Es stellte sich aber heraus: ist so vollkommen ausreichend! Los gings es mit den Fenstern. Plastizität wird durch Aufkleben von Kartonschichten erreicht. Bei den Fenstern war der Fensterrahmen auf eine Trägerplatte aufzukleben. Hier kam dann auch die wichtigste Erkenntnis zu Tage: Farbgestaltung unbedingt auf Elementebene vornehmen, auf gar keinem Fall an montierten Modell !
Einfärbung des Modells
Acrylfarben sind in der Anleitung empfohlen, hatte ich aber in geeigneten Tönen nicht vorrätig. Aber es gab noch diverse Abtönfarben in Gläsern aus dem Anlagenbau, die ich leicht verdünnt habe - geht auch sehr gut. Zu beachten: die Innenseiten der Fenster und der Sprossen sorgfältig einfärben, Nacharbeiten am Modell ist schwierig.
Vorbereitung des Unterbaus
Auch hier kommt das Printzip "Tiefenstruktur durch Schichtaufbau" zum Tragen. Die Innenplatten müssen nicht farblich vorbehandelt werden, mit Ausnahme der Eingangsseite mit Fenstern und Tür. Ich habe mich für "betongrau" entschieden - hatte ich noch und sieht gealtert (kommt später) aus wie Putz. Die Aussenplatten des Unterbaus sind 2mal gestrichen worden.
Verzogene Fenster und Tür
Dünnen Karton mit Wasserfarben streichen geht natürlich nicht glatt aus:
Montagehilfen
Die Fenster und die Tür haben keinen Schaden genommen und konnten mit der Hand wieder halbwegs gerade gedrückt werden. Zum Einkleben und Aushärten des Klebers - leicht verdünnter Weißleim - wurde jedes Element zwischen zwei Aluplatten (Reststücke) fixiert. Das braucht Zeit, aber Geschwindigkeit ist hier fehl am Platz.
Fensterfolie
Wie schon gesagt: die fehlte. Zur "Verglasung" wurde Folie von Prospekthüllen entsprechend grob zugeschnitten und ebenfalls mit Anpressung durch die Aluplatten verklebt: dieses mal mit Alleskleber:
Innenstrukur des Unterbaus
Die Maßhaltigkeit des Lasercut war hervorragend. Das Zusammenkleben machte somit keine Probleme. Kleber: verdünnter Weißleim
Träger Obergeschoss montieren
Hier musste etwas Kraft aufgewendet werden, um alle Zapfen im Kreis einzuführen. Teilweise musste mit einem Dorn nachgeholfen werden. Am Einfachsten den Turm vor dem Bauch halten und gegen den Körper die Platte aufstecken.
Fensteröffnungen Obergeschoss
Auch hier sind die inneren Montageplatten vorab eingefärbt worden, Farbwahl mittelbraun, passend zur Holzeinfärbung. Im Nachhinein hätte hier auch die Holzbeize verwendet werden können.
Mauerplatten Untergeschoss
Die vorab eingefärbten Mauerplatten wurden dann auf die Unterkonstruktion geklebt. Zum Fixieren bis zur Aushärtung des Weißleims dienten drei Gummibänder aus "Schlüpferband".
Beizen der Holzverblendung
Alle Teile waren aus Pappe bzw Karton gelasert, ausser die oberen Abdeckungen des Turms: diese waren aus echtem Holzfurnier gelasert. Daher war es auch angebracht zum Einfärben Holzbeize zu nehmen, in diesem Fall Nußbaum dunkel.
Einfärben der Abstützbalken
Zur Erzeugung eines massiven Eindrucks mussten jeweils zwei Teile aufeinander geklebt werden. Anschliessend wurde dann ebenfalls mit Beize eingefärbt.
Innenkonstruktion Obergeschoss
Die Innenkonstruktion, die wahrscheinlich den Wasserbehälter darstellen soll, war einfach zu montieren und wurde schwarz eingefärbt. Die Kartonfarbe sollte nicht durch die Fenster scheinen.
Innenwände Obergeschoss
Anschliessend wurden die Innenände mit den eingeklebten Fenstern zusammengesetzt.
Montage Dachstützen
Die dreieckigen Dachstützen waren ebenfalls einfach zu verkleben.
Dachplatten verkleben
Die Dachplatten haben wenig Auflagefläche auf den Trägern, zwei Dachplatten müssen sich eine Trägerkante teilen. Durch die hohe Genauigkeit der Teile geht das (gerade so), man sollte aber eine Platte nach der anderen verkleben - mit entsprechender Abbinnzeit (20 - 30min). Permanent den Daumen drauf halten wäre müßig, deshalb wieder Niederhaltung mit Gumminand und Legosteinen auf die Druckpunkte.
Einfärben der Mauerkanten
Die Mauerkante sind aus dünnerem Material, lassen sich aber gut ausbrechen und Knicken. Unbedingt im geknickten Zustand einfärben, sonst sieht man nachher die Kartonfarbe an der Knickstelle. Farbwahl: mittelbraun für Sandstein
Unterkante Dach einfärben
Die Unterkante der Dachplatte wurde schwarz eingefärbt - unbedingt vor Aufkleben der Holzplatten machen !
Holzaussenplatten montieren
Natürlich waren auch die dünnen Holzplatten nach dem Beizen nicht mehr vollständig eben. Zum Fixieren musste deshalb noch mal das "Schlüpferband" herhalten. Zusätzlichen Andruck im Fensterbereich erledigte ein Metallklotz (alter Lautsprechermagnet). Die erste Platte konnte noch direkt fixiert werden. Damit die nächste Platte auf die vorgeleimte Wand geschoben werden konnte, waren kurzfristig zwei Hölzer als Abstands-Organisator erforderlich.
Qualitätskontrolle
Wesentliche Arbeiten wurden unter strenger Aufsicht durchgeführt:
Fertig bis auf das Dachdecken
Mit Ankleben der Holzaussenteile und der Stützbalken war der Turm bis auf Dachdecken fertig.
Dachpappe aufkleben
Die Oberseite der Dachplatten hätte nicht eingefärbt werden müssen: davon sieht man am Ende nichts mehr. Mit 5mm Überlappung ergab sich ein Abstand von 28mm zur nächsten Bahn. Die unterste Bahn wurde 5mm abgewinkelt und verdeckt somit die dünne Dachplatte.
"Dachpappe" war im Überfluss vorhanden - kann man auch andersseitig gut gebrauchen.
Nahtstellen überdecken
Als (leidgeprüfter) Flachdachinhaber hat man eine Vorstellung davon, wie Wassereindringen verhindert werden kann:
a) durch Gefälle (ist hier vorhanden) und
b) durch ausreichende Überlappung.
Deshalb sind die Nahtstellen mit entsprechenden Streifen überdeckt: 15mm breit, mittig geknickt.
Die Spitze ist durch eine Scheibe überklebt.
Dachkante verkleben
Die Abknickung der unteren Dachbahn wurde mit den Streifen über den Dachknick verklebt, fixiert mit kleinen Klammern (Wäscheklammern würden auch reichen). Nach dem Trocknen wurde der Überhang mit einer Nagelschere abschnitten.
Wasserturm (fast) fertig
Nach fast 3 Wochen Arbeit (vorab Einfärben, gepresst Verkleben, auch mal keine Zeit haben) war der Turm zusammengebaut.
Jetzt muss er noch etwas gealtert werden und in den Standplatz integriert werden: Zuwegung und Vegetation drum herum.
Insgesamt war das eine sehr positive erste Erfahrung mit einem Lasercut-Bausatz - kann ich nur empfehlen !
Mittlerweile ist der Turm gealtert und mit einer Füllstandsanzeige versehen - auch um die "kahle" Ansicht für den Betrachter aufzulockern.
Mit der Erscheinung des Holzaufbaus war ich zufrieden, aber die verputzten Wände des Turmunterteils passten einfach nicht ins Bild!
Zum Thema Altern:
Das ist nichts für Feiglinge! Nach einigen Informationen aus dem Internet war klar, dass man relativ rigeros vorgehen muss. Das habe ich auch gemacht, natürlich hinten am Turm getestet:
- schwarze Acrylfarbe sehr stark verdünnen
- reichlich mit einem weichen Pinsel auftragen
- überschüssige Farbe sofort wieder abwischen, z.B. mit Toilettenpapier
Mit dem Abwischen verschwinden auch die Blasen und die Oberfläche wird gleichmäßiger. Hier die Probierstelle hinten am Turm. Die Pappe des Lasercut-Bausatzes ist natürlich viel saugfähiger als Kunststoff - deshalb sofort abwischen!
Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, der Turm passt jetzt besser in die Szene