Stromabnahme Märklin S 3-6 verbessern
( auch für BR 18.4 Kat.-Nr. 54561 bzw. 54564 )
Problem: Stromabnahme S3-6 erfolgt nur vom Tender
Die Lokomotive S3-6 (und ihr Schwestermodell BR18) beziehen den Strom nur von der ersten und letzten Tenderachse. Dadurch ist
- die Basis für die Stromabnahme relativ kurz
- registrieren Besetztmelder (Stromfühler) die Lok erst, wenn sie schon fast eine ganze Länge im Blockabschnitt ist
- der Halteteil eines Blocks für die Lok zu kurz
Breitere (längere) Basis für die Stromabnahme der S3-6 herstellen
- die Achsen im vorderen Drehgestell zur Stromabnahme mit heranziehen
Die Änderung sollte folgenden Ansprüchen genügen:
- solide und betriebssichere Ausführung
- möglichst wenig Eingriffe an der Lok selbst
- handelsübliche Teile verwenden
- ohne spezielle Werkzeuge durchführbar
Kopfzerbrechen machte zunächst die sehr große Seitenbeweglichkeit der beiden Achsen im Vorlaufdrehgestell. Sie muß natürlich erhalten bleiben, um die Befahrbarkeit von Gleisradien (r1020) nicht weiter einzuschränken.
Dadurch ergaben sich wesentliche Parameter:
- einfach nur Kontaktfedern irgendwie anbauen ergibt zu wenig Seitenspiel
- die Stromabnehmer müssen je Achse der Seitenverschiebung folgen können
Im Grunde genommen kann das Prinzip der Radinnenschleifer wie bei den Tenderachsen wieder eingesetzt werden, nur kann ein Kontaktstück mittels Federn nicht so stark abweichend sicher geführt werden.
Herausgekommen ist eine Lösung, bei der sich die Kontakthülse der Schleifstücke seitlich verschieben kann, genau so weit wie die Radsätze dies können:
Drehgestell S3-6 mit Stromabanehmern erweitern
Zuächst das vorder Drehgestell ausbauen:
eine Schraube unten lösen und man kann es herausnehmen.
Isolierhülsen in Spur1 Drehgestell einsetzen
Die Räder sind beidseitig mit Kunststoffeinsätzen aufgepresst.
Mit einem Dorn kann man mit leichten Schlägen jeweils das Rad einer Seite abnehmen, in dem man die Achse durchtreibt.
Dann die Bohrungen für die Isolierhülsen anreißen, mit 2mm vorbohren und mit 5,5mm fertig bohren
Bohrungen passend für die Isolierhülsen aufreiben
Mit einer Rundfeile so lange die Bohrung aufreiben, bis die Isolierhülsen leichtgängig passen. Hier zeigt sich, dass es mangels entsprechend langem Bohrer schwer ist, die Löcher auf beiden Seiten in eine Flucht zu bekommen - ist bei mir auch nicht gelungen!
Die Tolerenz ist aber groß genug, bedingt durch die relativ große Auflagefläche an den Innenseiten der Räder. Also: die Optik ist nicht so prall, aber es funktioniert trotzdem!
Isolierhülsen in Drehgestell einkleben
Die Isilierbuchsen sind für handelsübliches 4mm Messingrohr gedreht worden.
Sie sind das einzige Teil, was herzustellen ist.
Mein Freund Manfred war so nett, in seiner "Kellerdreherei" aus Delrin Hülsen zu drehen:
da = 5,5mm
di = 4,2mm
L = 6,0mm
Eingeklebt habe ich sie mit Uhu-Plus, mit einem Stück Messingrohr eingeschoben zur parallelen Ausrichtung.
Kontakthülsen mittig isoliert verkleben
Nun kommt die Vorbereitung der Kontakthülsen, natürlich auch Messingrohr 4mm.
Die Isolierung erfolgt durch einen kurzen Kunstoffstab 3mm, in der Mitte mit einer Lücke von 1mm ebenfalls mit Uhu-Plus eingeklebt.
Wie wird's parallel?
Einfach die Kontakthülsen in ein U-Profil (hier ein Stück Kantenleiste aus Holz) legen, darin ausrichten und aushärten lassen!
Kontaktplatte in S3-6 Drehgestell einbauen
Vor dem Einschieben der Kontakthülsen und dem wieder Aufpressen der Räder (beides ging probemlos, man muß aber auf nicht zu großen Anpressdruck durch die Federn achten - sonst blockieren die Rädsätze) wird noch eine einfache Lötplatte (kupferkaschiertes Pertinax) eingeschraubt, die durch Ritzen einfach in drei Bereiche getrennt wird:
Anschluß links
Anschluß rechts
Mitte ohne Verbindung zu den stromführenden Flächen
Hier sind schon die Kontakthülsen eingesetzt und Verbindungsleitungen angelötet.
(Sicht von unten)
Kontaktfedern für Vorlaufdrehgestell biegen
Nach nebenstehender Abbildung zwei Kontaktfedern aus 2mm Bronzeblech-Streifen biegen und durch Aufsetzen prüfen, ob die Federn auch andrücken - nicht zu schwach und nicht zu stark.
Das ist aber relativ unkritisch, da die Achse durch das Gewicht der Lok problemlos die Kontakthülse seitwärts verschiebt.
Kontaktfedern in Drehgestell einlöten
Jetz die Kontaktfedern so einlöten, das sie möglichst weit aussen sitzen und bei Seitenverschiebung in jedem Fall zur Kontakthülse Verbindung haben.
S3-6 Drehgestell einbauen und anschliessen
Die beiden Kabel können durch eine vorhandene Bohrung von unten in den Kessel eingeführt werden. Ein Durchführung mittig durch den Rahmen ist leider nicht möglich.
Bohren wollte ich hier auf keinen Fall, daher sind die Kabel seitwärts am Rahmen vorbeigeführt. Fixiert sind sie mit einem feinen Draht an den unten endenden Kesselleitungen hinter dem Umlauf. Mit etwas schwarzer Farbe kann man die Leitungen noch "tarnen".
Wichtig ist, für eine spätere Demontage (z.B. zum Kohlenwechsel) das Drehgestell auch elektrisch wieder trennen zu können. Dazu ist ein Stück Steckleiste aus dem Elektronikabfall verwendet worden, in dem zwei Kontaktstifte stecken - natürlich alles gut isloliert!
Was muß demontiert werden?
- Stirnfront abziehen (ist nur geklippst)
- Achtung: Aufstiegsleitern vorher aus den Abstandshaltern seitwärts lösen; die Halter selbst sind am Lokrahmen verklebt - dort nicht lösen!
Kabel vom S3-6 Drehgestell zum Tender verlegen
Die Anschlußplatte für die Stromabnehmer des Tenders ist unter dem Dekoder, den man einfach nach oben abnehmen kann. Die Kabel werden durch den Kessel geführt, in ein Stück Schrumpfschlauch eingezogen und wie die vorhanden Kabel zum Tender geführt. Leider ist das vorhanden Loch im Führerhausboden zu klein, so dass hier gebohrt werden muß: 5mm ist ausreichend.
Was muß demontiert werden?
- Lokführer-Gehäuse (4 Schrauben von unten)
- Kesselrückwand (2 Schrauben von oben)
- Haltelasche Kabelschlauch (2 Schrauben von oben)
Kabel im S3-6 Tender verlegen ...
... ist kein Problem! Genug Platz vorhanden
... und anlöten
Dafür sind zwei gut zugängliche Lötstellen vorhanden, auf denen die beiden zusätzlichen vom Drehgestell kommenden Kabel aufgelötet werden.
Wichtig:
Links und Rechts nicht vertauschen!
So, nun klapp's auch mit dem richtigen Halten im Block !
- Die Stromabanahme hat sich verbessert
- Mit einer Ausnahme (Isolierhülsen) nur handelsübliches Material eingesetzt
- Es mußte nur ein Loch an der Lok gebohrt werden (und natürlich die Bohrungen am Drehgestell)
Maßzeichnungen und die Stückliste mit Lieferanten-Nachweis sowie Demontage der Lok findet Ihr im Downloadbereich.