Spur 1 VT98 richtig zum Laufen bringen
Das Problem
- Aussetzungsfreies Fahren über Weichen gelingt nicht
Die Berichte dazu waren sehr unterschiedlicher Art:
- Einige hatten gar keine Probleme
- Andere hatten die Materialqualität der Räder im Verdacht
- Vereinzelt gab es Probleme seit der Märklin-Übernahme des Modells
- Das Hübner-Modell soll angeblich immer gut gelaufen sein
Triebwagen VT98 demontieren
1. Schritt
Triebwagen auf eine weiche Unterlage legen, Dach nach unten. Keine Angst: die Dachpartie ist robust und unempfindlich gegen abbrechende Teile
2. Schritt
Kupplungsschrauben lösen und Kupplungen nach vorne / hinten herausziehen. Vier Kreuzschlitzschrauben in den Ecken herausdrehen.
3. Schritt
Bodengruppe komplett aus dem Gehäuse herausheben; das geht etwas stramm, durch leichtes Hebeln im Bereich der Eingänge das Lösen unterstützen. Auf keinen Fall die Gehäusewände zur Seite abbiegen - ist unnötigt und beschädigt die Führungswinkel, die die innere Bodenplatte herunterdrücken und fixieren.
4. Schritt
Kabelverbindung zur Dachplatine unten vor dem Dekoder lösen. Danach sind Gehäuse und Bodengruppe vollständig getrennt. Die Bodengruppe wieder aufs Gleis gesetzt sieht dann wie oben abgebildet aus. Die Wölbung der grauen Trägerplatte der Inneneinrichtung ist unkritisch und wahrscheinlich je nach Modell auch unterschiedlich.
Inneneinrichtung VT98 ausbauen
Die Inneneinrichtung ist mit vier blanken Kreuzschlitzschrauben befestigt, die durch die Sitze leicht verdeckt sind.
Die Sitze sind nur geklippst und können ohne Beschädigung abgehoben werden.
Das Problem meines VT98
Nach dem Abheben der Inneneinrichtung war das Problem schon zu erkennen:
An der Platine bestand kein Kontakt zum Radschleifer vorne rechts!
Der Kontakt zum Radschleifer hinten links war dagegen vorhanden, sah aus wie gelötet.
Das ist aber ein Irtum gewesen: tatsächlich sind die Radschleifer mit einer winzigen Kreuzschlitzschraube mit der Platine verschraubt.
Ich habe das erst bemerkt, nachdem ich die intakte Verbindung oben auf der Platinenseite aufgefräst hatte.
Also wichtig:
einfach die Minischrauben an den Radschleifern lösen. Danach ist die Platine nach oben abhebbar!
Zentrale VT98 Platine
Die Platine kann man einfach abheben, es bleibt allerdings der Lautsprecher über zwei Litze mit der Platine verbunden.
Also Vorsicht beim Bearbeiten der Platine!
Hier schon markiert:
die vom Decklack freigekrazten Leiterbahnen zum Anschluss von Litzen
Reparaturmethode:
- Radschleifer mittels Kabellitzen mit der Platine an den entsprechenden Leiterbahnen verbinden
Kontaktstellen der Bodengruppe
Hier die Ansicht der Bodengruppe mit den Kontakt-Übergabepunkten:
- Die Kontakte von den Achslagern werden über die Federn in den Hülsen übertragen
- Die Kontakte der Radschleifer über die Schraubverbindungen im roten Ring
- Somit gibt es an jeder Achse Kontakte über die Achslager und den Radschleifer, also jeweils linke und rechte Schiene
Platine vorbereiten
- Die ursprünglichen Kontaktlöcher der Platine aufbohren mit 3mm, um mit einem Schraubendreher später die neuen Schrauben (M2) der Radschleifer anziehen zu können
- Vorne geht dabei die Durchkontaktierung zur Leiterbahn auf der anderen Seite (hier gelb dargestellt) verloren
- Deshalb neben dem ursprünglichen Kontaktloch eine kleine Bohrung zum Durchführen der Litze auf die andere Platinenseite bohren (3mm)
- Auf der rechten Seite gibt es nur eine Leiterbahn auf der Unterseite; hier neben dem aufgebohrten Kontaktpunkt einfach eine Litze flach anlöten
Litzen-Durchführungen am Fahrgestell
- An den Stellen "roter Kreis" je eine Bohrung 3mm vorsehen; durch diese Löcher werden dann die Litzenenden von der Platine nach unten zu den Schleifkontakten durchgeführt
Tipp:
NICHT an den Schleifkontakten im eingebauten Zustand löten - das gibt garantiert Beschädigungen am Kunststoff der Bodengruppe!
Radschleifer vorbereiten
- Radsätze ausbauen; dazu die Schrauben an den Enden der Federpakete herausdrehen
- Radkontakte ausbauen; wie schon gesagt: sie sind tatsächlich geschraubt
- Schraubenloch auf 2mm aufbohren
- Litze am Fußwinkel des Schleifkontaktes anlöten
Zusammenbau
- Platine von oben wieder aufstecken und gleichzeitig Kabellitze durch die Bohrungen führen
Achtung:
Die Kontaktfedern zu den Motoren nicht vergessen; diese sind unterschiedlich lang und müssen so eingesteckt werden, dass die überstehenden Enden gleich weit aus dem Chassisträger herausragen.
- Platine zusammen mit Bodengruppe der Sitze festschrauben (4 blanke Kreuzkopfschrauben)
- Radschleifer mit Kabelenden mittels M2 Schraube/Mutter festschrauben
- Die Kabelenden an beiden Seiten auf gleiche Länge kürzen und zusammen löten
- Nach den Testfahrten die Lötstelle mit einem Schrumpfschlauch überziehen und zwischen Bodengruppenplatte und Druckguss-Motorträger schieben (verstecken)
Vorteil:
Einfach wieder demontierbar und kein Löten an den Radschleifern!
Messung der Übergangswiderstände
Vor dem kompletten Zusammenbau wurden die Übergangswiderstände gemessen:
- Widerstand Schiene zu Platine über Achsfederkontakte: < 1 Ohm
- Widerstand Radschleifer zu Platine: < 7 Ohm
Der Übergangswiderstand Radschleifer zu Platine war vor den Maßnahmen schwankend zwischen 60 und 70 Ohm - also schlecht und viel zu hoch.
Probefahrt
- Dekoder wieder einstecken
- Litzenenden mit Klebestreifen an der Inneneinrichtung fixieren
- Ausgiebig die Fahrt über die isolierten Weichenherzstücke testen; hier darf keine Stromunterbrechung stattfinden!
Ergebnis wie gewünscht:
- Unterbrechungsfreies Überfahren der Weichen (r1020)
- Keinerlei flackern der Frontleuchten - bedeutet keinerlei Unterbrechungen der Stromzufuhr
Schlussbemerkung
- Das Modell ist an vielen Stellen "überfein" konstruiert, wahrscheinlich das Erbgut aus der Hübner-Entwicklung! Das wäre für ein Modell in der Größe Spur 1 nicht nötig und ist mir bei Märklin-Konstruktionen bisher auch so nicht aufgefallen.
- Die Kontaktgabe über die Achslager sind sehr stabil; da sind einige Leute in den Foren auf dem Holzweg, wenn sie dort Ursachen für schlechte Kontaktaufnahme vermuten
- Die Radschleifer haben eine erhöhten Übergangswiderstand, wahrscheinlich materialbedingt, sind aber in sich stabil
- Das Problem meines Triebwagens war eindeutig ein Produktionsfehler: es fehlte die Verbindung eines Radschleifers zur Platine
- Mitlerweile hat das Modell zig Runden ohne jegliche Aussetzer gedreht - also Operation gelungen!